Seit einer halben Stunde schon
häng' ich hier am Telefon.
Im Takt, da wippt mein linkes Knie
zur Warteschleifenmelodie.
„Alle uns're Mitarbeiter
helfen gerade ander'n weiter.
Warten Sie noch kurze Zeit,
gleich steh'n wir für Sie bereit."
„Hoffentlich führt dieses Spiel
noch heute irgendwann zum Ziel",
denk' ich mir, während mein Knie
noch immer wippt zur Melodie.
„Schauen Sie doch auch einmal
in unser Internet-Portal.
Dort klärt sich vieles von allein
und Wartezeit muss gar nicht sein!"
Genau das hab' ich längst gemacht,
es hat nur leider nichts gebracht.
Hab' selbst die FAQ gelesen,
das ist auch umsonst gewesen.
Einen Menschen möcht' ich fragen!
Gar nicht leicht in diesen Tagen.
Ruft man einen Service an,
geht direkt ein Chatbot dran
und sondiert schon einmal vor,
spricht sehr freundlich in dein Ohr:
„Schön, dass Sie heut' bei uns sind,
sagen Sie mir nur geschwind,
womit ich Ihnen helfen kann,
ich höre und vermitt'le dann.
Doch bitte, nicht zu kompliziert,
so gut bin ich nicht programmiert.
Zwei Worte, mehr versteh' ich nicht,
halten Sie es bitte schlicht."
Also braucht's im Handumdreh'n
zwei Worte, die den Test besteh'n.
Wenn der Chatbot die auch rafft,
hat man diesen Schritt geschafft
und darf nun eine Nummer wählen,
damit man schließlich beim Erzählen
vom Grund für das Telefonat
den Richtigen am Hörer hat.
Leider kann man nicht gleich starten,
denn zunächst, da muss man warten.
Langsam merk' ich, wie mich leicht
ein wenig Ungeduld beschleicht.
Genervt wandert mein Blick zur Decke
und als ich mich gerade strecke,
kommt aus meinem Telefon
ein lang ersehnter, neuer Ton:
„Guten Tag, der Service hier.
Wo liegt das Problem bei Dir?"
Erleichtert und erfreut zugleich
beschreib' ich den Problembereich,
froh, dass es nun weitergeht.
Worin die Lösung wohl besteht?
Doch ich sollt' es nicht beschwören,
promt bekomme ich zu hören:
„Nun, das tut mir wirklich leid,
doch da weiß ich nicht Bescheid.
Um dazu etwas zu sagen,
müsst' ich 'nen Kollegen fragen.
Der hat heute jedoch frei
und schaut nicht bei uns vorbei.
Daher lautet jetzt mein Rat:
Schreite gleich erneut zur Tat.
Ruf die Nummer nochmal an,
doch da ich Dir nicht helfen kann,
wähle statt der Drei die Vier,
sonst landest Du wieder hier.
Was immer es auch bringen mag,
ich wünsche einen schönen Tag."
Manchmal gibt es diese Tage,
an denen ich mich wirklich frage:
Hab' ich heute einfach Pech
oder ist das Schicksal frech?
Letztlich ist das auch egal,
schließlich bleibt es meine Wahl
wie ich hier nun reagiere,
ob ich wütend explodiere
und erstmal 'ne Runde leide
oder ob ich mich entscheide,
innerlich bis drei zu zählen
und noch einmal neu zu wählen.